Der Weiße Turm – Weisse Thurn – wieße Thorn

Der Turm befindet sich am Hang der in Weißenthurm kuppenförmig auslaufenden und zum Rhein bzw. auf die Niederterrasse des Neuwieder Beckens abfallenden Kettiger Höhe, 130m vom Rhein entfernt. Er wurde 1400 n. Chr.  als kurtrierischer Zoll- und Grenzturm etwa 50m vor der Grenze zum Kurfürstentum Köln errichtet. Bis 1829 verlief der Durchgangsverkehr auf der am Turm vorbeiführenden „Alten Straße“.

Das auf festem Schieferfels gegründete Bauwerk ist in Bruchstein-Mauerwerk ausgeführt und (wie bereits im Mittelalter üblich) mit einem fast weiß aussehenden Trassmörtel verputzt. Fries und Öffnungen sind in gotischem Rot abgesetzt.

Die Höhe – von der Türschwelle bis zur Spitze – beträgt ca. 28,50 Meter, das Außenmaß im mittleren Teil 9,30m x 9,30m, die Mauerdicke dort um 1,65m. Breite und Höhe entsprechen dem damals klassischen Verhältnis von 1:3 für Wehrtürme. Das Bruchstein-Volumen beträgt ca. 1.100 m³, das Gewicht desselben rd. 3.000 t.

Die Seitenflächen sind exakt nach Norden (zum Rhein hin), Süden, Westen und Osten ausgerichtet. Ursprünglich war der Eingang an der Südseite. Eine außen angebrachte Holztreppe führte zum jetzigen Museumsraum. Man kann den Turm heute als 5-geschossig bezeichnen:

Das Erdgeschoß umfasst Foyer, Wirtschaftsraum und Toiletten. Dieser „unten im Fels“ gelegene fensterlose Raum, in dem man mit einer Leiter hinabsteigen musste, war damals das Verlies.

Die Schöffenstube, ein stilvoll renovierter, mit neuen Tischen und Stühlen ausgestatteter Raum, bietet ca. 22 Personen Platz für Besprechungen oder gemütliches Beisammensein. Seit 2012 ist dort auch die standesamtliche Trauung möglich. Früher war die spärlich belichtete, damals nicht beheizbare Etage ebenfalls ein Gefängnis. Nur von oben über die Steintreppe in der Südwand zugänglich, arrestierte man hier vermutlich Leute, die mittelschwere Verbrechen begangen hatten.

Das Eulenturm-Museum ist bestückt mit Gegenständen und Bildern, die einen Einblick in historische Besonderheiten vermitteln. Der früher mittels Kamin beheizbare, wohnlich anmutende Raum mit einer Fensternische und trichterförmigen Schießscharten diente ursprünglich Verteidigungszwecken. Später (z. Bsp.. 1784) wurde er auch als Gefängnis genutzt. Hier saßen Leute mit geringem Vergehen.

Die ehemalige Turmwächter-Wohnung im 4. Gesch0ß ist großzügig belichtet, hat zwei Fensternischen mit Sitzbänken, einem Kamin und eine Kreuzgratgewölbedecke. Der Raum ist renoviert und beherbergt seit 2015 eine Historiensammlung der Weißenthurmer Karnevals- und Kirmesgesellschaft, kurz Ka+Ki.

Das Dachgeschoß wird zur Beflaggung des Turmes genutzt und bietet Besuchern eine herrliche Aussicht auf den Rhein und die Stadt mit der Hauptstraße. Ursprünglich war hier ein Zinnenkranz mit Wehrgang und einem kleinen Dach. Um 1830 deckte man die Zinnen mit Steinplatten ab und setzt ein großes Pyramidendach auf.

Leider fehlen noch schriftliche Zeugnisse über die Entstehung des Weißen Turmes. Anhand gewisser Konstruktionsmerkmale und im Zusammenhang mit der Burg Wernerseck, datiert man seinen Bau um 1400. – 400 Jahre lang bis zur Auflösung des Kurfürstentums Trier 1794 war der Turm in dessen Besitz. Durch den Wiener Kongress kam er 1815 an den preußischen Staat. 1825-1945 war er Eigentum verschiedener Besitzer des Nette-Gutes: diese waren bis 1916 Privatleute, bis 1925 die Stadt Koblenz, bis Kriegsende 1945 der Provinzialverband der Rheinprovinz. 1946 wurde das Land Rheinland-Pfalz und 1964 die Gemeinde Weißenthurm Eigentümer. Seit 1983 gilt der Weiße Turm als Kulturdenkmal und ist nach dem Landesgesetz sowie der Haager Konvention geschützt.

Im Volksmund heiß er: „Eulenthurm“